Freitag, 22. November 2019

Es gibt Momente im Leben ...

… die auch in der Wiederholung nichts von ihrem Zauber verlieren!


So lange ist es her, dass ich das letzte Mal all meine Gedanken aufgeschrieben habe. Viel zu lange ist es her, dass ich meine Gedanken, Erlebnisse und Gefühle für euch zugänglich gemacht habe.
Es gibt so vieles, dass ich erzählen möchte, dass ich aufschreiben will und muss, um mein Herz ein Stück leichter zu machen. Und doch kann und darf ich es oft  nicht. Es sind nicht Personen aus meiner Arbeit von denen ich erzählen möchte. Nein, es sind Erlebnisse, Gefühle, Momente des Glücks und der Traurigkeit. Aber mir werden in dieser Hinsicht so sehr die Hände gebunden. Datenschutz und Co. verbieten es anderen seine persönlichen kleinen Geschichten zu erzählen. Es ist nicht nur die Arbeit, welche oft das Herz erfreut, aber auch beschwert. Oft sind es auch Geschehnisse in meinem ganz privaten Leben. So oft wollte ich all das aufschreiben, was ich nicht schaffe auszusprechen. Aber Zweifel und andere Sachen sind oft richtige Blockadenleger.

Aber ich versprach meinen Followern auf Facebook bald von meinem kleinen persönlichen Weltwunder in diesem Jahr zu erzählen....Ich weiß, bald war im Juli....nun haben wir November. Doch nun spüre ich endlich wieder, wie die Wörter und Geschehnisse nur so vor mir her tanzen, aus mir heraus sprudeln und es gar nicht erwarten können erzählt zu werden.

Vielleicht erinnert Ihr euch an meine Geschichte über meine Freundin Denise, welche selber Hebamme ist und ein ganz besonderer Teil in meinem Leben.
Zusammen mit ihr und ihrer kleinen Familie, durfte ich mit meiner kleinen Familie dieses Jahr etwas ganz wundervolles erleben. Ich muss es einfach erzählen und aufschreiben. Allein schon, um immer wieder dieses Gefühl in mir zu spüren und keine Sekunde davon zu vergessen.

Aber fangen wir von vorne an...

29. November 2018
Über WhatsApp erreicht mich ein Ultraschallbild mit folgenden Zeilen: "Herzchen schlägt. Alles gut 😍. 6+4 auf den Tag genau. ET 21.07.2019".

Was für eine wundervolle Nachricht. Geahnt hatte ich es bereits, aber es dann persönlich endlich offiziell zu erfahren war so viel schöner. Baby Nummer 2 war also bei meinem Herzensmensch Denise unterwegs. Eine aufregende Reise begann....nicht nur für sie.

11. Januar 2019
"Weihnachten war sehr schön. Bäuchlein wächst. Sy+4.....11+2 SSW!"

14. März 2019
"Es wird ein Mädchen!"

1. Juli 2019
Noch 20 Tage bis zum errechneten Entbindungstermin. Los geht es mit der geburtsvorbereitenden Akupunktur. Plötzlich wird einem bewusst, wie schnell die Zeit schon wieder vergangen ist und wie das Leben an einem vorbei rast. Ab jetzt muss jeder Moment nochmal richtig genossen werden.

Denise wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Leipzig. Dort arbeitet sie auch als Hebamme. Ihr erstes Kind bekam sie in Sangerhausen und so sollte es dieses Mal auch wieder kommen. Da die weite Fahrt und die eventuell zu organisierende Betreuung vom Sohnemann zu ungewiss waren, beschlossen wir zusammen, dass Denise mit ihrem Sohn ab 39+0 SSW bei uns wohnen sollte. Ihr Sohn wäre somit betreut gewesen, der werdende Papa sollte gerufen werden wenn es los geht bzw. wurde am Wochenende ebenfalls mit bei uns einquartiert. Alles wurde genau geplant und vorbereitet, so dass dann die Ruhe vor dem Sturm einkehren konnte.

14. Juli 2019
Die Reise sollte beginnen. Es war Sonntagnachmittag und endlich kamen sie an. Gleich mit zwei Autos, beide voll beladen.....man wusste ja zu dem Zeitpunkt noch nicht, wann die kleine Prinzessin sich auf den Weg machen wollte. Es hätte noch eine ganze Weile dauern könne und darauf musste man vorbereitet sein. 
Der Kühlschrank war bis oben hin gefüllt, das Haus geputzt, die Betten aufgeschüttelt und die Aufregung stieg. Was würde uns alles die nächsten Tage erwarten und vor allem WANN???

Denise sollte sich mit ihrem Sohn bei uns so wohl wie möglich fühlen. Unser gewohnter Alltag nahm seinen gewohnten Lauf. Schule, Kita, Büro, Hausbesuche, Kreißsaal. Wir genossen jede freie Minute zusammen. Endlich konnten wir als Freundinnen nachholen, zu was man leider viel zu selten Zeit hat.

Diese Momente mussten einfach für die Ewigkeit festgehalten werden. Nicht nur in unserem Herzen wollten wir dies alles für immer tragen, es sollte auch immer sichtbar sein. Und so bekamen wir die Möglichkeit für ein ganz spontanes Fotoshooting der besonderen Art. Zwei Hebammen, zwei Freundinnen, zwei unvergessliche Wochen.

Wie sehr ich diese Bilder liebe....




Die Zeit verging wie im Flug und der Entbindungstermin rückte immer näher. Freitag Nachmittag war die Bude dann voll :-). Es war endlich Gelegenheit für wundervolle Gespräche, Erinnerungen, Lachen, aber auch einfach mal Schweigen und Genießen. Der werdende Papa war nun auch da, es wäre also alles perfekt gewesen, wenn die kleine Maus sich pünktlich auf den Weg machen würde.
ABER....unsere Gedanken sollten wir so manches Mal nicht unterschätzen. Ist der Kopf nicht frei, kann keine Geburt in Gang kommen.

Denise wurde so langsam ungeduldig. Wäre es doch perfektes Timing gewesen, wenn die kleine Maus an diesem Wochenende kommen würde. Wir gingen davon aus, dass auch dieses Mäuschen sich Zeit lassen würde. Denn bereits in der ersten Schwangerschaft hielt ihr Sohn nicht sonderlich viel von Pünktlichkeit. Wir stellten uns also schon mal darauf ein, dass auch diese Maus sich viiiel Zeit lassen würde. 
Ich kochte Denise täglich, bevor ich auf Arbeit ging, meine Geheimrezeptur für einen Tee, der wehenanregend wirken sollte. Die Akupunktur kam natürlich zum Einsatz und auch die Homöopathie war unser täglich Begleiter.

Ich sehe sie noch, wie gestern, auf meiner Couch sitzen, ihre großen braunen Kulleraugen, nebenbei die Babydecke häkeln und ihr fragender Blick: "Theresa, was meinst du? Wird sie bald kommen oder lässt sie sich Zeit?"

Und immer wieder predigte ich ihr: "Denise, was soll ich dir noch sagen. Du, als Hebamme, weißt es doch selbst ganz genau! Wenn dein Kopf nicht frei ist, wie soll deine Maus da auf die Welt kommen? Häkle endlich deine Decke fertig, vorher kommt sie eh nicht!"



Was ihr doch alles durch den Kopf ging. Der werdende Papa war da, er musste also nicht extra von Leipzig kommen. Ihr Sohn war versorgt, weil mein Mann zuhause war. Das Baby könnte wieder so schwer und groß werden wie das erste. Geburtsverletzungen - Theresa wag es dir!!! Ach der Tee und Co helfen doch eh nicht …. Und gefühlt jede Sekunde predigte ich wieder: "Denise, schalt deinen Kopf aus!!!! Egal was du unternimmst, die Maus allein entscheidet wann sie in deinen Armen liegen möchte!"

Freitag (19. Juli 2019)

Ich hatte Spätdienst. Denise kam zur CTG-Kontrolle in den Kreißsaal. Der Maus ging es zum Glück noch immer bestens. Da kam doch Denise die verlockende Idee, dass man jetzt den Eipol mittels vaginaler Untersuchung lösen könnte. Jetzt schaute ich sie mit riesigen Augen an.
Ich? Eipol lösen? NIEMALS!!!!
Denise, weißt du wie sch…. weh das tut?

Ich habe noch heute (fast 8 Jahre später) die genaue Erinnerung daran wie es ist, wenn jemand einen unreifen Muttermund untersucht. Ich spüre es noch heute, bei dem Gedanken zieht sich mir alles gleich zusammen.
Aber Denise ist hart im Nehmen, sie schnatterte so lange auf mich ein, bis ich mich erweichen lies. Ihre Entscheidung, ihr Körper, ….. (leichter gedacht als getan). Alle 2-3 Sekunden schaute ich sie an und sagte: "Bitte sag ehrlich, wenn du es nicht mehr aushältst."
Überrascht und erfreut von dem unerwartet guten Befund, machte sie sich wieder auf den Weg zu uns nach Hause, jedoch gleich mit dem Gedanken, dass es doch jetzt der perfekte Zeitpunkt für die Geburt wäre.

17:18 Uhr WhatsApp:

"Es zieht im Rücken....wir gehen jetzt spazieren."

21:02 Uhr WhatsApp:

"Unregelmäßiges Ziehen."

22:00 Uhr - Feierabend. Direkt auf dem Weg zum Auto schnappte ich mein Telefon und checkte die Lage Zuhause vor Ort. Ihr Mann erzählte mir, dass sie die ganze Zeit Runden durch unseren Garten lief und die Wehen ca. alle 10 min kämen. Ich war gespannt...

Zuhause angekommen setzten wir uns alle gemütlich auf die Terrasse, erzählten, lachten, aßen, tranken. Als ich Denise dabei beobachtete, musste ich in Gedanken immer singen:

* Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden....* :-) 

Irgendwann sagte ich dann zu ihr: "Mensch jetzt setz dich doch mal, wenn es nachher wirklich los geht bist du fix und fertig, weil du Marathon gelaufen bist!" Und es geschah, was geschehen musste. Denise saß und die Wehen waren verschwunden. 
Was für ein lustiger Abend dies doch war. Was lachten wir alle zusammen. So manches Mal auch auf Denise´ Kosten. Aber sie wusste ja zum Glück immer wie es gemeint war.
Gegen Mitternacht verkrümelten wir uns alle so langsam ins Bett. Man wusste ja nie, wann die Nacht zu Ende sein konnte.

20. Juli 2019

Zusammen saßen wir alle beim Frühstück. Ich schaute Denise an und sagte ihr: " Verdammt, du siehst heute sch…..aus."
Es war ehrlich, aber es kam von Herzen. Ich beobachtete sie den ganzen Vormittag und mir war klar: da ist etwas im Busch. Sie war wie nieder geschlagen, müde, erschöpft, wollte nicht richtig essen, legte sich Mittag auf die Couch. Und dann sagte sie zu mir: "Ach Theresa weißt du, ich habe es jetzt eingesehen. Die Maus kommt wann sie kommen will. Und umso mehr ich darüber nachdenke, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt wäre, umso weniger wird sie raus wollen. Ich schalte meinen Kopf jetzt aus und lasse die Natur entscheiden. Wir sind hier und ich weiß, dass alles gut wird."
Na endlich.....die Babydecke war fertig gehäkelt!

21. Juli 2019 3:05 Uhr

Jemand rüttelt ungewohnt unsanft an meinem Arm. Ich öffnete ein Auge und musste erstmal realisieren, wer da an meinem Bett stand. Denise.... "Blasensprung".
Ich war hellwach und schoss aus dem Bett, gab meinem Mann das Babyphone von Denise` ihrem Sohn und schaute was los war.
"2:45 Uhr hat es 1x mal ganz doll gezogen und 3:00 Uhr ist die Blase gesprungen. Aber mach in Ruhe. Bisher ist nichts weiter."
"Ok" sagte ich...."dann gehe ich erstmal duschen!"
10 Minuten später klang das Ganze schon ganz anders. Denise fing an ihre Wehen zu veratmen und gefühlt wurde jede Wehe intensiver und länger, die Abstände immer kürzer. "Ich rufe im Kreißsaal an, ich denke wir sollten uns langsam auf den Weg machen!"
3:45 Uhr waren wir im Kreißsaal. Der Muttermund 4-5cm, beiden ging es gut.



Es war so eine wundervolle und schöne Atmosphäre im Kreißsaal. Auch hier lachten und schwiegen wir, genossen jeden Moment und kämpften mit jeder Wehe. 
Und dann ging es ganz schnell. Plötzlich war es endlich soweit. Wir waren alle von diesem Moment so überrascht. Hatten wir ihn doch so lange herbei gesehnt. Als ich Denise untersuchte und wusste, jetzt sind es nur noch ein paar Wehen schossen mir die Tränen in die Augen. Ich war so voller Vorfreude und Dankbarkeit, dass alles miterleben zu dürfen. Dankbar für das Vertrauen, welches sie mir schenkte. Und gleichzeitig lastete auf meinen Schultern so viel Druck. "Bitte lass jetzt alles gut gehen!"


Und da war sie. Pünktlich zum Entbindungstermin! Gesund und munter.

5:55 Uhr erblickte Emilia das Licht der Welt. Und ich weiß noch ganz genau, wie sehr ich mich anstrengen musste die Uhr lesen zu können, denn vor lauter Tränen war alles nur noch verschwommen. Die Welt stand für mich in diesem Moment still. Alles um mich herum schien vergessen. Es gab nur diesen einen Moment: Denise, überglücklich, stolz, gesund mit ihrem Baby auf der Brust! Was für ein Wunder. Mein persönliches Weltwunder!

Und weil alles so wundervoll verlief, ging es direkt ein paar Stunden nach der Geburt wieder zurück zu uns nach Hause. Dort konnten nun auch meine Kinder das Wunder des Lebens in vollen Zügen mit erleben.


Die nächsten 2 Tage verbrachte Denise mit ihrer Familie noch bei uns. Erst als ich wusste, sie und die Maus sind wohl auf und fit für die Heimat, konnte ich sie mit ruhigem Gewissen verabschieden. Und kurz vor der Heimfahrt, bekamen wir wieder die Gelegenheit, diese wundervolle Reise für uns bildlich festzuhalten:


Liebe Denise!
Danke, dass meine Familie und ich ein Teil sein durften. Danke für dein Vertrauen. Danke für deine Freundschaft. Danke für diese wundervolle Reise. Danke, dass ich mit euch dieses Wunder erleben durfte und durch diese Reise so viel gelernt habe!

DANKE, dass es euch gibt!

In ewiger Liebe und Freundschaft.....







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