Mittwoch, 16. Januar 2019

Alles was Du brauchst ist Hoffnung und Kraft

... die Hoffnung, dass alles irgendwann besser wird und die Kraft bis dahin durchzuhalten!


Wenn ich eines während meiner Zeit als Hebammenschülerin gelernt habe, dann ist es Durchhalten und für seine Träume zu kämpfen. Vor allem aber auch sich seine Träume von Nichts und Niemanden in der Welt nehmen zu lassen.
Dass ich eines Tages mein Examen erfolgreich als Hebamme abschließe, daran hat fast keiner geglaubt.

"Du bist zu weich für diesen Job!", "Du gehst daran kaputt, dafür bist du viel zu sensibel!", " Das ist ja ein halbes Medizinstudium, niemals im Leben packst du das!"
 ... das waren 3 der Sätze, welche ich ständig zu hören bekam.

Ja, in zwei Sache hatten sie vielleicht Recht. Zum einen bin ich sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte, erfülle oft das typische Bild einer Blondine und frage mich noch heute oft, wie ich meine Fachhochschulreife mit gut abgeschlossen habe. Und zum anderen, dass in mir ein extremer weicher und sensibler Kern mit unendlich vielen Emotionen schlummert.

Aber warum darf diesen Kern eine Hebamme nicht haben? Muss man als Hebamme hart und gefühlskalt sein?
Meiner Meinung nach definitiv nicht. Im Gegenteil. Emotionen und Gefühle spielen doch gerade in unserer Berufswelt eine sehr wichtige Rolle. Immerhin erleben wir Hebammen jeden Tag aufs neue ein Wunder der Natur, Glück, Hoffnung, Liebe und Trauer oft ganz nah bei einander.
Natürlich darf man nicht all das emotional Erlebte mit nach Hause nehmen, denn dieser Beruf bringt auch unschöne Momente mit sich. Aber gerade dann ist es doch wichtig, zusammen mit den Betroffenen seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, zusammen das Erlebte zu verarbeiten. 
Ich stehe dazu, dass bei mir nach manch einer Geburt eine Träne die Wange herunter kullert. Aber ich bin in diesen Momenten, wenn Mama und Kind gesund und glücklich bei einander liegen, einfach tief gerührt, unendlich dankbar dafür, dass alles gut gegangen ist und dankbar dafür ein Teil dieses Wunders gewesen sein zu dürfen.
Und wenn alle im Kreißsaal vor Glück, Erleichertung oder aber auch Trauer weinen, dann kann man doch nicht so kalt sein und davon nichts spüren. Da fliegen so viele Emotionen in der Luft umher, nur an einem Stein könnten diese abprallen. 
Und das bin ich nicht und möchte ich auch niemals sein.
Während meiner Ausbildung sagte ich mir immer wieder : "Werde niemals so wie sie!" 
Auch wenn mich der ein oder andere für meine Sensibilität und emotionale Seite belächelt, ich stehe dazu und bin davon überzeugt, dass jede Hebamme diese Charakterzüge haben sollte. Fehlt ihnen all das, dann sind sie definitv falsch in diesem Beruf.
Natrülich gibt es auch Situationen, in denen man einfach taff und stark sein muss. Immerhin haben wir einen sehr verantwortungsvollen Beruf, müssen Entscheidungen treffen für die wir am Ende gerade stehen. In unseren Händen liegen mindestens 2 Menschenleben. Sicher erscheinen da manche Reaktionen als kühl, aber oft einfach aus dem Grund heraus, dass wir unendlich viel Verantwortung tragen und alles für einen gesunden und glücklichen Start ins Leben versuchen beizutragen!

Ich war mir definitiv mit meinen gerade 18 Jahren nicht über diese enorme Verantwortung und Bedeutung von diesem Beruf bewusst. Aber mit jeden Tag, an dem ich als Schülerin den Beruf der Hebamme Stück für Stück mehr kennenlernte, umso mehr schätze und liebte ich ihn!

Mein allererster Tag damals im Kreißsaal. Ich erinnere mich noch daran, als wäre es erst gerstern gewesen ( ... und ich rieche noch immer die frische Farbe *der kam mir gerade ganz spontan in den Kopf, ihr wisst sicher woher dieser Satz stammt*).

Voller Aufregung, Neugier, Respekt und auch etwas Angst ... so standen wir nun plötzlich da.
20 frische neue Schülerinnen, nicht mal ansatzweise einen Hauch von Schimmer von dem, was uns da die nächsten 3 Jahre erwarten würde. Viele Höhen und Tiefen standen uns bevor.
Beruflich, persönlich, gesundheitich und privat.
Es sollten die 3 intensivsten, emotionalsten, aufregendesten und schlimmsten Jahre in meinem bisherigen Leben werden!

Kaum seelisch und moralisch im neuen Leben angekommen, lernten wir den Ernst der Lage kennen. Jeden Morgen 7 Uhr, in einer Reihe aufgereiht, standen wir auf dem Flur vor den Kreißsälen. Es war Zeit für Visite. Am Anfang waren wir nur stille Beobachter, wurden gemustert von oben bis unten, belächelt und zu unserem Glück musste erstmal immer das 3. Lehrjahr daran glauben. Aber nach kurzer Zeit war unsere Schonfrist vorbei. Den ersten Theorieblock beendet, mussten wir zeigen was wir bereits gelernt haben. Frauen zur Visite, vor Hebammen und dem gesamten Ärzteteam vorstellen, war nun unsere Aufgabe.
Das klingt erstmal nicht schlimm, aber wenn von einem nach gerade mal 4 Wochen Theorie die perfekte Fachsprache abverlangt und nur darauf gewartet wird, dass sich ein Fehler einschleicht, dann kann jeder Morgen und damit der gesamte Dienst zur Hölle werden.
Auflaufen lassen haben sie uns, jeden Tag aufs Neue. Kleine Fallen in ihre Fragen eingebaut, in die wir natürlich jedes Mal wieder vom aller feinsten hinein getappt sind. Gerade musste man Stehen, genau in einer Reihe, Zopf und Dienstkleidung hatten perfekt zu sitzen.

Eine von uns war sehr klein, sie brachte nicht mal 1,60 Meter an die Messlatte. Ja ihr lest richtig, Messlatte.
Dass sie klein war, viel ihr auf die Füße. Passte den Hebammen unsere Nase nicht, schon hatten sie uns auf ihrer Liste. Meine Mitschülerin Lisl (Name geändert) musste sich eines Tages vor allen an eine Messlatte stellen und dann wurde ihr erklärt, wie groß eine Hebamme zu sein hat. Als wir alle erschrocken zu sahen, lernten wir gleich wo der Hase lang hoppelte.
Denn der erste wirkliche Satz, der jetzt mit uns gesprochen wurde, lautete: "Legt Euch eine dicke Haut an! Sonst ist das Euer Untergang!"

Willkommen in der Realität Theresa, Willkommen in 3 Jahren Hölle!



Dieses Bild entstand im Nachtdienst. War es ruhig im Kreißsaal mussten wir die Stellung halten, während die Hebammen schliefen. Und wehe man störte sie.... 

Bald geht's weiter .... Bis dahin passt gut auf euch auf, bleibt gesund, liebt euch, lacht so viel Ihr könnt und macht wonach euch auch immer ist - Hauptsache es fühlt sich gut an!

Theresa


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